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Vergütungsfragen – Amerikanische Niederlassungen
JR BECHTLE & Co.
JR BECHTLE & Co. | März 2020 | Publications
Vergütungsfragen – Amerikanische Niederlassungen
Vergütungsstrukturen, noch dazu über wirtschaftliche und kulturelle Grenzen hinweg, sind per Definition uneinheitlich und komplex.
Beeinflussende Umstände gibt es viele: stabiles Wachstum versus Wachstumssprünge. Arbeitsrecht und Fragen des ‘hire and fire’ (also Arbeitsflexibilität und Arbeitsunsicherheit). Lebenshaltungskosten und soziale Strukturen (Lebensstandard und Klassenstrukturen). Nebenkosten und Altersversorgung. Arbeitszeiten, Urlaubsregelungen, Feiertage, Krankenversicherungen, Krankenstand, und dergleichen mehr.
Diese Punkte fließen in der einen oder anderen Form in die Vergütungsbetrachtungen ein, haben in verschiedenen Märkten unterschiedliche Wertigkeiten und stellen letztlich das Gesamtpaket der Vereinbarungen und Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer dar. Europäer gehen zumeist davon aus, dass Dinge wie Krankenversicherung, Urlaubsdauer und Urlaubsgeld, Feiertage und Krankheitstage, Mutterschaftsregelungen, Ausgleichszahlungen und Weihnachtsgeld, Altersversorgung und Kündigungsschutz vorliegen und bei allen potenziellen Arbeitgebern weitgehend gleich sind – also nicht weiter verhandelt werden müssen.
Diese Punkte müssen aber in den USA sehr wohl von einem potenziellen Arbeitnehmer für jedes Arbeitsangebot individuell und ganz konkret hinterfragt und letztlich in die Bewertung des Gesamtangebotes einbezogen werden.
Die Frage der Krankenversicherung ist in Europa weitgehend geregelt und Variationen haben keinen großen Einfluss auf die Absicherungsqualität. In den USA kann jedoch die Bandbreite des angebotenen Versicherungsschutzes ganz erheblich sein und ein Kandidat ist wohl beraten hier ganz genau zu hinterfragen – und dann zu vergleichen.
Es gibt Niederlassungen welche nur recht rudimentäre Versicherungen anbieten; zum Beispiel mit hoher Selbstbeteiligung (die ersten $3000-$5000 Arzt-, Krankenhaus- oder Apothekenkosten im Jahr müssen vom Versicherten selber getragen werden, bevor dann die Versicherung einspringt); oder Bandbreite der Eigenbeteiligung (20% – 50% der realen Versicherungsgebühren). Die typischen monatlichen Gebühren der Krankenversicherung für eine Familie liegen bei etwa $1400 – abhängig vom Alter und Gesundheitsstand aller einzelnen Familienmitglieder. Manche Niederlassungen wiederum bieten Krankenversicherungsschutz nur für den Mitarbeiter selber an – Familienmitglieder sind nicht einbezogen und müssen unabhängig privat versichert werden (wenn man es sich denn leisten kann).
Europäische Tochtergesellschaften stehen im lokalen Markt immer mit amerikanischen Firmen im Wettbewerb um dieselben Manager. Der entscheidende Test bei der Bestimmung der Angemessenheit eines Gehaltes ist deshalb letztlich der Vergleich mit den amerikanischen Gegebenheiten – nicht mit denen der Zentrale.